Von Sebastian Hamel
Der neunjährige Mattes spielt gerne Handball und Fußball – und er ist leidenschaftlicher Reiter: Seit mehr als vier Jahren nimmt er regelmäßig Reitunterricht beim Reit- und Fahrverein Nordhorn. „Als ich zum allerersten Mal auf einem Pferd saß, war ich nicht einmal ein Jahr alt“, berichtet der junge Nordhorner. 275 Mitglieder hat der Verein, 150 davon – also mehr als die Hälfte – sind Kinder und Jugendliche wie Mattes.
Eine Besonderheit beim Reit- und Fahrverein Nordhorn ist, dass der Verein eine große Anzahl an eigenen Schulpferden besitzt, die für den Reitunterricht genutzt werden. Die Tiere müssen bestimmte Eigenschaften mitbringen: Am wichtigsten ist, dass sie gesund und brav sind, sagt Vereinsvorsitzende Brigitte Gebert. Schließlich müssen die Pferde mit ständig wechselnden Reiterinnen und Reitern zurechtkommen. Jedes Tier wird vor dem Kauf 14 Tage lang getestet.
Zu den Schultieren gehören sowohl Ponys als auch große Pferde, beim Reitunterricht mit Kindern kommen vor allem Ponys zum Einsatz. Die kleinsten von ihnen sind die zwei Shetlandponys „Smokey“ und „Bass“. Insgesamt 15 Schulpferde hält der Verein vor, die von ehrenamtlichen Helfern versorgt werden. Erst kürzlich konnte mithilfe einer Spende das Schulpony „Mickey“ angeschafft werden, das laut Brigitte Gebert seither ganz hervorragende Dienste leistet.
Mattes nimmt schon seit mehr als vier Jahren Reitunterricht. Diesmal ist er auf Pony „Kasimir“ geritten. Foto: Hamel
Nach der Unterrichtsstunde haben sich die jungen Teilnehmer und Reitlehrerin Sandra Eistrup zusammen mit den Ponys für ein Foto aufgestellt. Foto: Hamel
Der Unterricht erfolgt in der Reithalle des Vereins, die sich am Stadtrand von Nordhorn in der Nähe des Klosters Frenswegen befindet. Am vergangenen Donnerstag war es wieder so weit: Sieben Kinder haben auf ihren Ponys unter Leitung von Reitlehrerin Sandra Eistrup verschiedene Übungen gemeistert. Auch Mattes ist dabei, der heute auf dem Pony „Kasimir“ reitet. Bevor es losgeht, wird erst einmal aufgesattelt – also der Sattel auf dem Pferd befestigt. Dabei sind auch die Mütter der Kinder behilflich. „Tür frei!“, ruft dann jeder, der die Reithalle mit oder ohne Tier betritt. Damit sollen Zusammenstöße verhindert werden: Schließlich könnte gerade ein anderer Reiter auf einem Pferd vorbei galoppieren. Zum Aufwärmen reiten die Schüler aber erst einmal „Schritt“, ehe das Tempo im Laufe der Reitstunde über „Trab“ bis hin zu „Galopp“ gesteigert wird.
Auch reiten die Teilnehmer mehrere Hufschlagfiguren. Damit ist gemeint, auf welche Weise sich die Reiter in der Halle bewegen. „Ganze Bahn“ bedeutet, dass außen entlang der Bande geritten wird; beim „Zirkel“ reitet man in einem großen Kreis. Hinzu kommen noch viele weitere Figuren, die nach und nach gelernt werden.
Die Angebote des Reit- und Fahrvereins Nordhorn sind vielfältig: Der Unterricht im Dressur- und Springreiten für Anfänger und Fortgeschrittene zählt ebenso dazu wie eine Reitvorschule für Kinder ab sechs Jahren und der Ponyclub ab vier Jahren. Hinzu kommen heilpädagogisches und therapeutisches Reiten für Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen. Aber auch abseits des Reitens hat der Verein einiges im Angebot: zum Beispiel Übernachtungen im Zelt ganz nah bei den Pferden mit Nachtwanderung und Spielen sowie Bastelnachmittage und Kinoabende. Jedes Jahr im Sommer bietet der Verein auch eine Ferienpass-Aktion an, bei der die teilnehmenden Kinder unter anderem das Turnen auf dem Pferd („Voltigieren“) ausprobieren und erste Reitübungen unternehmen können.
Echte Teamarbeit: Amrei, Rosa und Mia (von links) kümmern sich um Shetty „Bass“. Foto: Hamel
Beim Reit- und Fahrverein Nordhorn herrscht die Ansicht, dass Reiten nicht nur etwas für reiche Leute sein darf, sondern alle interessierten Menschen die Gelegenheit dazu bekommen sollten. Doch natürlich gibt es begrenzte Teilnehmerzahlen, damit der Betrieb vernünftig ablaufen kann. Wer in dem Verein mitmachen möchte, muss sich auf eine Wartezeit von einem Jahr einstellen.
Die Kinder, die dabei sind, strahlen auf jeden Fall eine echte Begeisterung aus. Mattes freut sich immer besonders aufs Galoppreiten, und auch von Pony „Kasimir“ schwärmt er: „Der gibt sich richtig Mühe, wenn ich ihn reite.“ Und Mattes hat große Pläne: Dieses Jahr möchte er zum ersten Mal an einem Turnier teilnehmen.